Exkurs: Informationsvermittlungsbericht

Letzten Donnerstag habe ich im Unterricht eine Informationsvermittlung über das Thema des Blogs durchgeführt. Dabei habe ich den Schwerpunkt auf die Definition von Selbstmarketing und die Features von Facebook gelegt, die es einem ermöglichen, Selbstmarketing zu machen. Kern der Lektion war eine Gruppenarbeit, in der meine Mitstudierenden die Eigenschaften von Facebook auflisten sollten, die dem Selbstmarketing dienen können. Darüber hinaus hat eine Diskussion stattgefunden, wo ich sie gefragt habe, welches Nutzen sie von ihrem Profil machten. Die Highlights der Diskussion möchte ich mit Ihnen jetzt mitteilen.

Interessanterweise waren in der Klasse verschiedene Stellungnahmen repräsentiert, vom sehr dataillierten, fast vollständigen Profil bis zu minimalen persönlichen Angaben. Aus der Diskussion kam jedoch heraus, dass es fast allen wichtig war, ein aktuelles und auch authentisches Profil zu präsentieren. Die üblichsten Profil-Angaben waren der Name und die Interessen bzw. die „Like“-Seiten, sowie das Profilbild. Alle hatten ebenfalls den Zugang zu ihrer Facebook-Seite lediglich auf Freunde beschränkt.

Ein weiteres relevantes Element für mich war, dass sie alle gesagt haben, dass sie Facebook vielmehr zum Socializing als zum Networking verwendeten, was auch mit meinem Post über die Hauptnutzungsmotive von sozialen Online-Netzwerken übereinstimmt. Die Diskussion hat zeigt also, dass das Bild von sich selbst, dass man durch sein Profil vermittelt, auch eine besondere Bedeutung hat, auch wenn es nicht zum Zweck des Networkings eingesetzt werden soll. Meiner Meinung macht es auch Sinn, denn obwohl ein Profil nur für „Freunde“ sichtbar ist, bleibt Facebook eine öffentliche Plattform. Die Frage wäre eher, machen wir nicht alle in einem gewissen Ausmass Selbstmarketing, wenn wir in Gesellschaft sind? Ist es nicht ein menschliches Bedürfnis, für seine Einzigartigkeit als Mensch erkannt zu werden, und sich von seiner Umgebung verstanden zu fühlen?

Darüber sprach ich noch mit einer Mitstudentin nach der Lektion (sie schreibt den Blog „Digitale Öffentlichkeit vs. digitale Privatsphäre“). Sie erzählte mir von Jugendlichen, die Selbstmord begangen, weil sie sich nicht mehr „richtig“ wahrgenommen fühlten. Von solchen Selbstmordfällen hatte ich natürlich schon gehört, aber nie zuvor hatte ich das Problem unter dieser Perspektive betrachtet,  d.h. ich hatte den Phänomen nicht mit Selbstmarketing in Beziehung gesetzt. Jetzt, dass ich jedoch daran denke, scheint es mir, es ist eine der Hauptgefahren vom Selbstmarketing. Da es dabei sich um die Kontrolle über die Fremdwahrnehmung der eigenen Person handelt, muss man sich nicht auch fragen, was der Kontrollverlust über diese Wahrnehmung für Konsequenzen haben kann? Was denken Sie? Es wird sicher das Thema eines weiteren Posts sein.