Ein Blick in die Zukunft: was sollte noch untersucht werden?

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Beim Schreiben dieses Blogs habe ich mir einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand im Bereich der sozialen Online-Netzwerke beschaffen können. Interessanterweise wurde in der Fachliteratur über mein spezifisches Thema – das Selbstmarketing in sozialen Netzwerken – nicht viel geschrieben. Das Thema kommt eher in „How to“-Büchern vor, die die verschiedenen Schritte zum erfolgreichen Selbstmarketing erläutern. Dabei ist jedoch der Schwerpunkt das Selbstmarketing und nicht die sozialen Netzwerke, d.h. die Problematik des Selbstmarketings in den sozialen Netzwerken wird nur aus einem praktischen, eingeschränkten Gesichtspunkt behandelt – die Nachteile bzw. die Gefahren einer solchen Nutzung von digitalen Netzwerken werden nicht angesprochen.

In der Zukunft sollte also – meiner Meinung nach – das Thema des Selbstmarketings an sich analysiert werden, und zwar in einer noch spezifischeren, fokussierteren Weise, als ich es in diesem Blog gemacht habe. Bisher wurden vor allem die einzelnen Komponenten des Selbstmarketings behandelt: die Selbstpräsentation, die Selbstdarstellung und die Selbstentblössung, das Networking und die Selbstüberwachung. Es wäre jedoch Zeit, diese unterschiedlichen Aktivitäten als ein einziges Phänomen zu betrachten; dadurch könnten grundlegende, aktuelle Probleme unserer Gesellschaft identifiziert und analysiert werden.

Einige aus meiner Sicht relevante Fragestellungen möchte ich hier noch kurz erläutern:

  • Ist das Selbstmarketing bzw. die bewusste, aktive Beeinflussung des eigenen Fremdbilds durch den Erfolg von digitalen sozialen Netzwerken ein „Must“ geworden? Ist es heute noch möglich, dem Druck zu widerstehen, sich zu vermarkten?
  • Versteckt sich hinter der Verallgemeinerung des Selbstmarketings eine neue Ideologie der Gesellschaft? Mithilfe der sozialen Medien – unter denen die digitalen sozialen Netzwerke – kann aus jedem ein „Star“ gemacht werden: ist es der neue „American Dream“?
  • Wir haben gesehen, dass die Nutzung von sozialen Online-Netzwerken einen positiven Einfluss über die Selbstachtung übte, und dass dieses Element vermutlich auch der Grund für den riesigen Erfolg solcher Netzwerke war. Ist eine niedrige Selbstachtung die neue Krankheit unserer Zeit? Gibt es weitere, vielleicht unbewusste Nutzungsmotive von digitalen sozialen Netzwerken, die auf ein grundlegendes, soziales Problem unserer Gesellschaft hinweisen?

Wie es auch im Blog ersichtlich ist, handelt es sich beim Selbstmarketing in sozialen Netzwerken im Web um eine interdisziplinäre Problematik, die unter zahlreichen unterschiedlichen Aspekten betrachtet werden kann.

Was halten Sie von den Fragestellungen, die ich vorgeschlagen habe? Was denken Sie sollte noch untersucht werden? Wenn Sie sich für das Thema interessieren, lade ich euch ein, mein Online-Literaturverzeichnis zu schauen. Dort sind alle Werke und Artikel aufgelistet, die ich für das Verfassen des Blogs gebraucht habe.

Highlights der Diskussion

In diesem Post möchte ich die aus meiner Sicht wichtigsten Punkte der Diskussion kurz zusammenfassen. Wenn Sie sich an meinen allerersten Post erinnern, hatte ich mir als Ziel für dies Arbeit gesetzt, die Chancen und vor allem die Gefahren vom Selbstmarketing in digitalen sozialen Netzwerken zu identifizieren. Gleichzeitig wollte ich herausfinden, ob z.B. der Narzissmus oder die Sucht nach Aufmerksamkeit eine Konsequenz oder eine Ursache der Nutzung von digitalen sozialen Netzwerken sind. Mit diesen und noch weiteren Phänomenen habe ich mich in diesem Blog befassen können, und bin jetzt in der Lage, diese Fragestellung – oder mindestens einen Teil davon – zu beantworten.

Aus der Fach- und Presseartikeln, die ich während dem Verfassen dieses Blogs gelesen habe, kommt hervor, dass die Vorteile, die soziale Online-Netzwerke für das Selbstmarketing anbieten, dem Erfolg solcher Netzwerke zugrunde liegen. Tatsächlich sind die Selbstpräsentation und Selbstdarstellung – beide wesentliche „Säule“ des Selbstmarketings – Bedürfnisse des Menschen, die durch die Nutzung von sozialen Netzwerken im Web dank deren Selbstpräsentations-, Kommunikations- und Friending-Features besonders gut und günstig befriedigt werden können (im Gegensatz zu anonymisierte virtuelle Umgebungen sind ausserdem soziale Netzwerke eher sicher, da die Nutzer in der Regel ehrlich sind, bzw. ihr „wahres Gesicht“ zeigen). So hat die Praxis von Selbstmarketing in sozialen Netzwerken auch eine positive Wirkung auf Selbstachtung – mindestens solange die Rückmeldungen von den weiteren Nutzern bzw. Mitgliedern des eigenen Netzwerks positiv bleiben. (Die Frage, ob das Zugreifen auf soziale Online-Netzwerke und im weiteren Sinne, ob das Selbstmarketing in solchen Netzwerken zu Narzissmus führt, ist noch offen.) Glücklicherweise ist in der Regel die grosse Mehrheit der Kommentare, die man in sozialen Netzwerken bekommt, positiv. (Persönlich denke ich, dass ein möglicher Grund dafür ist, dass positive Rückmeldungen es ermöglichen, als sympathisch aufzutreten, und so auch der eigenen Beliebtheit dienen.) Die Situation kann sich jedoch wegen des hohen Interaktionsgrads zwischen „Freunden“ schnell umkehren. Dafür reicht es, dass eine böswillige Person (die nicht unbedingt mit dem betroffenen Opfer befreundet ist, sondern vielleicht nur mit einem Mitglied aus ihrem Netzwerk) einen Inhalt öffentlich macht, den das Online-Bild bzw. den Online-Ruf einer oder sogar mehrerer weiteren Personen schadet (typischerweise topless, bottomless oder nackte Fotos, sowie Sex-Tapes…). Darin liegt – meiner Meinung nach – die grösste Gefahr der Nutzung und des Selbstmarketings in sozialen Online-Netzwerken, weil die Nutzer sich nicht effektiv dagegen schützen können: auch wenn sie die schuldige Person dazu bringen können, den oder die verletzenden Inhalte herunterzunehmen, wird er oder werden sie sich schon im Web verbreitet haben – und dadurch auch für immer findbar sein. Ich denke, diese Gefahr ist für Selbstmarketingpraktiker besonders relevant, denn sie stellen auf Grund ihres grösseren Netzwerks und ihrer aktiven Nutzung des sozialen Netzwerks verletzbarere Opfer dar. Solche Angriffe können tragische soziale und psychologische Konsequenzen haben, und umso mehr bei Jugendlichen.

Diese Elemente sind für mich die „Highlights“ dieses Blogs. Sind Sie mit dieser Auswahl einverstanden? Scheint Ihnen noch weitere Elemente wichtig?

Ehrlichkeit und Selbstmarketing: Feinde oder Freunde?

Bildquelle: christiankeatinganddavidtonner.blogspot.ch

Die Frage der Ehrlichkeit in sozialen Online-Netzwerken ist u.U. komplexer als was man zunächst denken könnte, und umso mehr wenn man sie in den Rahmen des Selbstmarketings einbettet. Hier möchte ich kurz verschiedene Aspekte der Problematik vorstellen.

In meinem Post „Was ist das Selbsmarketing?“ habe ich schon auf die Wichtigkeit der Authentizität des Online-Bilds hingewiesen.  Für Selbstmarketingspraktiker spielen die Ehrlichkeit und die Transparenz eine grosse Rolle. Gleichzeitig könnte man aber denken, dass die digitalen sozialen Netzwerken sich vielmehr für das Gegenteil eignen bzw. für das Präsentieren eines besseren „Ich“. Als ich angefangen, mich mit diesem Thema zu beschäftigen, war ich davon überzeugt, dass diese These von der Fachliteratur bestätigt wäre – aber das war ein Denkfehler. Tatsächlich haben verschiedene Studien gezeigt – wie u.a. die von Back, Stopfer, Vazire et al. „Facebook Profiles Reflect Actual Personality, Not Self-Idealization“ – dass die Nutzerprofile auf sozialen Netzwerken im Web auch deren realen Persönlichkeit entsprechen. Hauptgrund dafür ist, dass solche Netzwerke nicht-anonymisierte Umgebungen bilden: man gibt seinen realen Namen ein und befreundet –  in einem ersten Schritt – reale Offline-Freunde (der Hauptnutzungsmotiv von sozialen Online-Netzwerken ist ja die Aufrechterhaltung von Freundschaften). Diese Offline-Freunde bzw. Bekanntschaften aus der realen Welt sind nun in der Lage, die Authentizität unseres Online-Bilds zu evaluieren und können sogar sich öffentlich darüber äussern – was uns also dazu „zwingt“, möglichst authentisch zu bleiben, damit wir unsere Kredibilität behalten (siehe „Selbstüberwachung und Image Control in digitalen sozialen Netzwerken“). Von diesem Gesichtspunkt her ist also die Ehrlichkeit der Nutzer von sozialen digitalen Netzwerken – inkl. Selbstmarketingspraktiker – einigermassen gewährleistet. (Dies macht auch aus sozialen Netzwerken relativ sichere Umgebungen in Vergleich mit anonymisierten Umgebungen.)

Wenn wir jedoch in unserer Selbstpräsentation und Selbstdarstellung dafür sorgen müssen, dass unser Online-Bild authentisch bleibt, ist man bei unseren Online-Freundschaften viel freier. So können wir Leute befreunden, die wir gar nicht kennen oder sogar, die wir überhaupt nicht mögen. Ein grosser Teil des Selbstmarketings bildet ja das Networking – also das Anknüpfen von Kontakten – hauptsächlich um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und sich bekannt zu machen. Der Wunsch, sein persönliches (Online-)Netzwerk zu erweitert, ist also sicher der Urpsrung von einer gewissen Scheinheiligkeit und Unehrlichkeit – aber, sind es Elemente, auf die man in einer solchen virtuellen Umgebung wert legt? Ist hier Ehrlichkeit überhaupt erwartet? Da exklusiv Online-Freundschaften in der Regel öberflächlicher sind als die im Offline-Leben sind, würde ich der Meinung sein, dass die Ehrlichkeit und die Authentizität nicht unbedingt erwartet und / oder gewünscht sind.

Für mich sind also Ehrlichkeit und Selbstmarketing nicht inkompatibel. Im Gegenteil: ich glaube, dass Selbstmarketingpraktiker u.U. mehr Wert darauf legen, authentisch zu sein, als andere Nutzer – auf jeden Fall was die Selbstpräsentation und -darstellung betrifft.  Was  das Anknüpfen von Beziehungen mit weiteren Nutzern betrifft, ist wahrscheinlich die gleiche Authentizität nicht gewährleistet, wobei ich glaube, dass es den Nutzern von sozialen Online-Netzwerken nicht so wichtig ist.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? Ist Ihnen die Erhlichkeit ihrer „Freunde“ in digitalen sozialen Netzwerken wichtig?

Detaillierte Quellenangaben

 

Soziale Online-Netzwerke, Selbstmarketing und Narzissmus

https://i0.wp.com/www.f1online.de/premid/004494000/4494494.jpgNeuere Studien haben gezeigt, dass die Jugendlichen von heute selbstverliebter sind als die vorherigen Generationen. Diese Tatsache wird in der Fachliteratur oft in Zusammenhang mit digitalen sozialen Netzwerken besprochen: sind solche Netzwerke der Grund dafür, weshalb wir anscheinend zum Narzissmus neigen? (Bergman, Fearrington, Davenport, Bergman 2011, „Millenials, narcissism and social networking: What narcissists do on social networking sites and why“). Diese Hypothese beruht auf dem Argument, dass die Selbstmarketingsmöglichkeiten, die soziale Netzwerke im Web anbieten, eine ideale Umgebung für narzisstische Menschen aus ihnen machen (Bergman et al. 2011). In diesem Post möchte ich mich also mit der folgenden Fragestellung auseinandersetzen: führt das Selbstmarketing auf sozialen Online-Netzwerken zum Narzissmus?

Zuerst muss definiert werden, was mit den Begriffen „Narzissmus“ und „Narzissten“ gemeint ist. Der Narzissmus bezeichnet einen Persönlichkeitszug, der sich durch ein überpositives Selbstbild charakterisiert (Buffardi und Campbell 2008, „Narcissism and Social Networking Web Sites“). Die narzissten Persönlichkeiten betrachten sich selbst als „höher“ bzw. besser als ihre Mitmenschen, besonders was den gesellschaftlichen Status, das Aussehen, die Beliebtheit und die Klugheit betrifft. Sie streben ständig danach, von anderen bewundert zu werden und suchen immer nach Weisen, bemerkt zu werden (Gentile, Twenge, Freeman und Campbell 2012, „“The effect of social networking on positive self-views: an experimental investigation“). Weitherin mangeln sie an Empathie und bevorzugen künstliche, nicht-emotionale Beziehungen. Aus diesen Gründen sind auch Narzissten überzeugte Selbstmarketingspraktiker (Gentile et al. 2012, S.1930; Buffardi und Campbell 2008, S. 1308), nicht zuletzt in sozialen Online-Netzwerken. Demzufolge sind auch in der Regel im persönlichen Online-Netzwerk eine höhe Anzahl an narzisstischen Personen zu finden – denn solche Personen haben auf digitalen sozialen Netzwerke mehr „Freunde“ als nicht-narzisstische Menschen. Jetzt stellt sich die Frage, ob die Tatsache, dass man oft mit narzisstischen Leuten in sozialen Online-Netzwerken, dazu führt, dass man selber narzisstische Neigungen entwickelt (Buffardi und Campbell 2008, S. 1311); die Prävalenz von narzisstischen Persönlichkeiten in digitalen sozialen Netzwerke könnte verursachen, dass das narzisstische Verhalten als akzeptabel bertachtet wird und, dass dadurch sich mehr Personen dazu widmen (Ryan und Xenos 2011, „Who uses Facebook? An investigation into the relationship between the Big Five, shyness, narcissism, loneliness and Facebook usage“).

Obwohl diese Frage bisher noch unbeantwortet bleibt (bis jetzt hat keine Studie bewiesen können, dass es tatsächlich einen solchen Zusammenhang gibt), finde ich das Thema sehr fragenaufwerfend – besonders in Bezug auf das Selbstmarketing. Erstens sind meiner Meinung nach Selbstmarketingspraktiker u.U. beinflussbarer als andere Nutzer von sozialen Online-Netzwerken Narzissten gegenüber. Dies liegt daran, dass wenn man versucht, die bestmögliche Selbstpromotionsstrategie zu entwickeln, man logischerweise auch ein Bisschen beobachtet, wie andere es machen. Zweitens denke ich, dass man sich durch das Werben für sich selbst in Gefahr begibt, ein falsches, unrealistisches Selbstbild zu entwickeln. Kern des Selbstmarketings ist es ja, sich unter einem schmeichelhaften Licht den Anderen vorzustellen: wird es einem dann nicht zu unangenehm, sich mit seinen Fehlern zu akzeptieren? Besteht nicht die Gefahr, dass unser Online-Bild uns so sehr gefällt, dass wir uns mit ihm identifizieren und vergessen, dass wir anders sind, und dadurch auch ein narzisstisches Verhalten entwickeln?

Was denken Sie? Glauben Sie, dass das Selbstmarketing uns dazu führen kann, narzisstisch zu werden?

Im nächsten Post werde ich mich mit der Frage der Selbstüberwachung in digitalen sozialen Netzwerken und den damit verbundenen Gefahren auseinandersetzen.

Detaillierte Quellenangaben

Soziale Online-Netzwerke, Selbstmarketing und Selbstachtung

https://i0.wp.com/blogs-images.forbes.com/alicegwalton/files/2012/04/0917_facebook-not-life_416x416.jpgBildquelle: forbes.com

Die „Selbstachtung“ wird in der Regel als die persönliche Einschätzung des Selbstwertes definiert (Valkenburg, Peter und Schouten 2006, „Friend Networking Sites and Their Relationship to Adolescents‘ Well-Being and Social Self-Esteem, S. 585). In Bezug auf die sozialen Netzerke im Web wurde und wird das Thema immer noch sehr stark diskutiert. In diesem Post möchte ich Ihnen einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung vermitteln. Wie wirken die sozialen Online-Netzwerke auf die Selbstachtung und welche Rolle spielt das Selbstmarketing dabei?

Die grosse Mehrhreit der bisherigen Studien, die sich mit der Wirkung von sozialen Online-Netzwerken auf die Selbstachtung deren Nutzer befasst haben, sind zum Ergebnis gekommen, dass sie die Selbstachtung positiv beeinflussen. Personen, die eine geringe Selbstachtung haben, gehen sogar öfter auf digitale soziale Netzwerke und verbringen dort mehr Zeit als Personen, die eine höhe Selbstachtung haben (Mehdizadeh 2010, „Self-Presentation 2.0: Narcissism and Self-Esteem on Facebook“). Die Wissenschaftler haben alle dieselbe Erklärung für dieses Phänomen: die Möglichkeit, sich in sozialen Online-Netzwerken besser selbstpräsentieren zu können. Durch (selektive) Selbstpräsentation bzw. Selbstdarstellung ist man in der Lage, ein sozial begehrenswertes Selbstbild zu erstellen, anhand von dem man seinen Selbstwert positiver einschätzt. Dies führt zu einer Erhöhung des Selbstachtungsgrads (Gonzales and Hancock 2011, „Mirror, Mirror on My Facebook Wall: Effects of Exposure to Facebook on Self-Esteem“ und Gentile, Twenge, Freeman und Campbell 2012, “The effect of social networking websites on positive self-views: An experimental investigation”). Im weiteren Sinne können wir also zu dem Schluss kommen, dass Selbstmarketing in digitalen sozialen Netzwerken zu betreiben generell zu einer Erhöhung der Selbstachtung führt.

Es gibt aber ein Element, das wir noch nicht angesprochen haben, und zwar das Feedback bzw. die Rückmeldung von weiteren Nutzern des sozialen Netzwerks. Das persönliche Profil, die Status-Änderungen sowie die Fotos können u.a. von anderen gesehen und kommentiert werden. Diese Kommentare sind dann für alle weitere Nutzer sichtbar, die zum persönlichen Netzwerk gehören. Die 2006 Studie von Valkenburg et al. hat gezeigt, dass die Häufigkeit bzw. die Anzahl dieser Rückmeldungen sowie deren Ton (positiv oder negativ) einen bedeutenden Einfluss auf die Selbstachtung üben. Für mich ist es auch eine Frage der Akzeptanz: wenn wir positive Rückmeldungen bekommen, haben wir das Gefühl, geschätzt zu sein, und demzufolge fühlen wir uns auch „wertvoller“. Logischerweise sollten also negative Rückmeldungen den umgekehrten Effekt produzieren, d.h. dazu führen, dass wir uns ausgeschlossen, verachtet fühlen und, dass unsere Selbstachtung dementsprechend sinkt. Genau dieses Phänomen haben Valkenburg et al. durch ihre Studie entdeckt: Leute, die ständig oder vorwiegend positive Rückmeldungen bekommen, gewinnen an Selbstachtung, während Leute, die ständig oder vorwiegend negative Rückmeldungen bekommen, verlieren an Selbstachtung. Und da diese Rückmeldungen ein riesiges Verbreitungspotenzial haben, reichen einige, um grosse psychologische Schaden zu provozieren – vor allem bei Jugendlichen, für die die Meinung, die Andere von ihnen haben besonders wichtig ist (Valkenburg et al. 2006).

Als Fazit möchte ich betonen, dass man sich immer mit viele Vorsicht in sozialen Online-Netzwerken selbstvermarkten sollte bzw. die Bedeutung der Selbstüberwachung nicht unterschätzen. Einmal, dass wir diese Online-Repräsentation von uns selbst erstellt haben, ist es nur normal, dass man sich einigermassen mit ihr identifiziert. Wenn alles gut klappt, d.h., wenn unser Bild gut bei unseren Freunden ankommt, kann es sich sehr günstig auf uns auswirken. Wenn dagegen etwas schief läuft, muss man sehr schnell reagieren und sich anpassen, damit man den Leuten, die uns negative Rückmeldungen schicken, keine Chance gibt, unsere Online- und reale Persona zu beschädigen. Hier denke ich vor allem an das Cyber-Mobbing, für welches soziale Online-Netzwerke sich leider auch sehr gut eignen. Nicht alle Nutzer sozialer Web-Dienste haben gute Absichte. Vor allem die Leute, die auf digitale soziale Netzwerke gehen, um ihren Selbstachtungsgrad zu erhöhen, sollen Massnahmen treffen, um sich vor solchen Angriffen zu schützen. Zu den Kommentaren, die auf unsere Seite verlassen werden, sind wir ständig konfrontiert, und die Wirkung von negativen und evt. auch bösen Rückmeldungen ist nicht zu unterschätzen.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? Haben Sie schon negative Rückmeldungen in sozialen Online-Netzwerken bekommen? Wenn ja, wie haben Sie darauf reagiert? Glauben Sie, dass solche Rückmeldungen kurz- oder langfristig Ihren Selbstwertgefühl bzw. Ihre Selbstachtung beeinflussen könnte?

Warum eignen sich digitale soziale Netzwerke ideal für Selbstmarketing? (2/2)

 Bildquelle: www.zdnet.de

Im vorherigen Post habe ich allgemeine Chancen von sozialen Online-Netzwerken im Bezug auf Selbstmarketing angesprochen. Der einzige Nachteil war, dass die Nutzer ihre Angaben bzw. ihr Profil nicht verschiedenen Zielgruppen anpassen konnten; daher mussten sie darauf aufpassen, dass ihr Online-Bild unterschiedliche Aspekte ihrer Persönlichkeit abdeckt.

Dafür bieten glücklicherweise soziale Netzwerke im Web viele verschiedene Funktionen an. Diese Funktionen bzw. Eigenschaften machen es möglich, sich selbst unter unterschiedlichen Aspekten zu präsentieren und darzustellen, mit anderen Kontakt aufzunehmen und sein Leben mitzuteilen, sowie die Kontrolle über sein Bild zu behalten. Hier möchte ich diese Features kurz erläutern. Es geht zwar nicht darum, eine vollständige Eigenschaften-Liste zusammenzustellen, sonder vielmehr darum, die wesentlichen Funktionen von sozialen Online-Netzwerken zu identifizieren, die zum Selbstmarketingszweck eingesetzt werden (können). (Ich beziehe mich z.T. auf die Informationsvermittlung, die ich früher im Monat gehalten habe.) Sinn dieser Auflistung ist es, den konkreten Beweis dafür zu erbringen, dass digitale soziale Netzwerke sich ideal für das Selbstmarketing eignen, weil sie passende Funktionen für jeden Selbstmarketingsschritt (siehe Post „Was ist das Selbstmarketing?“) anbieten.

Die Haupteigenschaft von sozialen Online-Netzwerken, die typisch der Selbstpräsentation dient, ist die Profil-Seite. Die Nutzer können nicht nur die üblichen, traditionellen persönlichen Informationen über sich (wie z.B. Name, Wohnort, Geburtsdatum, usw.) angeben, sondern auch Auskunft über ihre Interessen (durch die Angabe von u.a. Freizeitaktivitäten), ihr Glauben oder noch politische Ausrichtungen und sogar ihre sexuelle Orientation. Weiterhin ist es üblich, ein Profilbild (oder auch mehrere Profilbilder) hochzuladen.

In allen digitalen sozialen Netzwerken ist es auch üblich, den Nutzern eine „Pinnwand“ bzw. einen virtuellen Raum zur Verfügung zu stellen, wo sie Nachrichten miteinander austauschen und ihre eigenen sowie fremderzeugten  Beiträge kommentieren können. In Facebook ist diese Pinnwand „Wall“ genannt. Dieses Feature wird in der Regel zum Teilen seines alltäglichen Lebens mit seinen Freunden verwendet. Eine komplementäre Eigenschaft davon sind die Fotoalben, mit denen man persönliche Fotos mit anderen teilen kann, und dadurch sozusagen sein Leben „illustrieren“ kann.

Der grösste Vorteil der sozialen Online-Netzwerke liegt jedoch vielleicht an ihren „Friending“-Features. Dieser Begriff fasst alle Funktionen um, die u.a. es erlauben, Freunde zu finden, anzufragen, zu akzeptieren oder sogar dazu einladen, einen weiteren Freund zu „befreunden“. Daneben ist die eigene Freundenliste, also das eigene Netzwerk, für unsere Freunde sichtbar; und umgekehrt kann man sich auch die Freundenliste unserer Freunde anschauen und sogar durchsuchen. Diese Funktionen machen aus digitalen sozialen Netzwerken hochmächtige Networking-Werkzeuge.

Letztlich bieten soziale Netzwerke im Web noch verschiedene Features, die der Selbstüberwachung dienen. Unter solchen Funktionen zählen z.B. die Privatsphäre-Einstellungen und die Meldungen, die man bekommt, wenn wir in einem Foto getaggt werden, wenn jemand auf unserer Pinnwand postet oder, wenn unsere Beiträge kommentiert werden. So kann man einigermassen sehen, was über sich gesagt und gepostet wird. Auf Facebook ist ausserdem die Anwendung „Facebook Analytics“ sehr nützlich. Sie sammelt Messdaten über die Leser einer Seite, wie z.B. welche Beiträge am meisten Reaktionen bekommen oder wann die Seite am meisten besucht wird. Diese Anwendung ist also ein gute Orientierungswerkzeig für das eigene Online-Bild und macht es möglich zu prüfen, wie man von unseren Freunden wahrgenommen wird (Deckers 2011, „Unter Facebook bei Freunden“ in „Die Ich-Marke“, S. 155).

Im nächsten Post werde ich mich, wie versprochen, dem Zusammenhang zwischen Selbstmarketing und Selbstachtung widmen.

Detaillierte Quellenangaben

Warum macht man Selbstmarketing?

Für diesen Post baue ich auf meinem vorherigen Artikel bzw. ich gehe davon aus, dass Motive für die Selbstdarstellung und weitere wesentliche Teile des Selbstmarketings wie z.B. das Networking oder die Selbstüberwachung auch als Motive für das Selbstmarketing betrachtet werden können.

Im Alltag ist es üblich, dass wir uns vor allem in Face-to-Face Gesprächen selbst inszenieren. Dem Soziologen Erving Goffman schreibt in seinem Buch „The Presentation of Self in Everyday Life“ , es liege daran, dass wir uns anderen gegenüber nicht blamieren und auch unseren Freuden nicht peinlich sein wollen (den Buchauszug, indem er diese Theorie erläutert, können Sie hier lesen). Digitale soziale Netzwerke stellen aber keine Face-to-Face Kommunikation dar. Was ist also hier der Grund, weshalb wir uns auch in sozialen Online-Netzwerken (vielleicht sogar mehr als in einer Offline-Umgebung) selbstdarstellen? Laut der Journalistin Lara Fritzsche in  ihrem Presse-Artikel „Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken: wir Facebook-Schauspieler“ aus dem Jahr 2010, hat es mit einem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit zu tun. Dieser Meinung ist auch der Journalist und Autor Martin Simons („Was wir durch Facebook und Co. verlieren“, 2009), obwohl er noch hinzufügt, der Nachrichtenstrom von den sozialen Netzwerken gebe einem das Gefühl, „mit den Anderen verbunden und damit nicht allein zu sein“. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, ein der Hauptnutzungsmotive von sozialen Online-Netzwerken, ist also gleichzeitig auch ein Grund, weshalb wir Selbstmarketing machen.

[EDIT vom 26. November 2012:
Leute machen sich Sorgen darüber, wie sich von Anderen wahrgenommen werden bzw. was die Anderen von ihnen denken. Selbstpräsentation (hier mit Impression Management gleichgestellt) dient ihnen also dazu, bestimmte Eindrücke bei ihrem „Publikum“ bzw. ihrer sozialen Umgebung (in digitalen sozialen Netzwerken handelt es sich in der Regel von gleichaltrigen Freunden (Utz 2008, „(Selbst)marketing auf Hyves“)) zu erzeugen. Ziel dabei ist es, die anderen davon zu überzeugen, dass man einen bestimmten Typ von Person ist oder, dass man besondere Eigenschaften besitzt (Smock 2010, „Self-Presentation on Facebook: Managing content created by the user and others“). Weiterhin dient das Impression Management dem Aufbau und der Entwicklung der persönlichen Identität sowie der „Pflege“ der Selbstachtung.]

Persönlich denke ich, dass die Tatsache, dass wir in sozialen Online-Nezwerken nicht nur mit unseren Freunden, sondern auch mit Freunden von unseren Freunden kommunizieren können, uns unter einem gewissen Druck stellt, einen guten Eindruck zu machen. Hier beziehe ich mich auf die schon erwähnte Theorie von Erving Goffman (siehe oben), laut der wir unseren Freunden nicht peinlich sein wollen. Dazu kommt noch, dass wir durch ständige Austäusche mit unseren Freunden auch mehr von ihrem Leben erfahren, was auch ein Unsicherheitsgefühl bei uns verursachen kann, weil es uns dazu führt, unsere eigene Lebensweise ständig in Frage zu stellen: bin ich jetzt auch so cool? Meiner Meinung nach liegt dem – privat betriebenen – Selbstmarketing vor allem der Wunsch zugrunde, von seiner (virtuellen) Umgebung auch geschätzt zu werden, was einen hohen Akzeptanzgrad voraussetzt. Und damit man möglichst auf viele Akzeptanz stösst, ist es nur logisch, sich selbst unter einer möglichst angenehmen Perspektive zu präsentieren und sich in einer solchen Weise zu inszenieren, dass Andere sich für uns interessieren…

[EDIT vom 26. November 2012:

Einen weiteren wichtigen Punkt heben Park, Jin und Jin in ihrem Artikel „Motivations, Impression Management and Self-disclosure in Social Network Sites“ (2009) hervor, den ich nicht explizit erwähnt habe. Die Aufrechterhaltung von Freundchaften ist in der Regel als der Hauptgrund betrachtet, weshalb Leute sich sozialen Netzwerken im Web anschliessen. Nun ist es zum Aufrechterhalten von Beziehungen wichtig, dass das Interagieren mit den betroffenen Personen angenehm bleibt. Dafür ist es wesentlich, dass man positive Information über sich zirkulieren lässt, damit man bei unseren Freunden als offen, freundlich und fröhlich wirkt. Die Aufrechterhaltung von Freundschaften ist also, wie das Bedürfnis nach Zuegehörigkeit, ein Grund dafür, warum sich Leute in sozialen Online-Netzwerken selbstdarstellen und Impression Management-Strategien entwickeln.]

Was denken Sie? Was glauben Sie sind die Ursachen davon, dass wir uns in sozialen Online-Netzwerken selbstvermarkten?

Im nächsten Post werde ich die Theorie verlassen und in die Praxis einsteigen: inwiefern eignen sich digitale soziale Netzwerke ideal für Selbstmarketing?

Detaillierte Quellenangaben

Wer macht Selbstmarketing?

Bisher habe ich Selbstmarketing lediglich definiert, und man darf sich fragen, ob es in sozialen Online-Netzwerken ein häufiger Phänomen  ist. Diese Frage möchte ich jetzt versuchen zu beantworten.

Selbstmarketing ist prinzipiell allen zugänglich. Besonders in sozialen Online-Netzwerken kann sich jeder sehr leicht dazu widmen. Heute können sich nicht nur Leute vermarkten, von denen es erwartet werden kann, dass sie Selbstmarketing machen – etwa eigenständige Unternehmer, Prominenten, usw., die dadurch u.U. beruflich erfolgreicher werden können – sondern auch von Personen, die einfach ihren persönlichen Beliebtheitsgrad im Web erhöhen wollen. Es muss zwar zwischen reiner Selbstdarstellung – was in der Öffentlichkeit ein übliches Phänomen ist (wie der canadische Soziologe Erving Goffman es in seinem Buch „The Presentation of Self in Everyday Life“ 1959 bekannt gab; den Buchauszug, indem er seine Theorie erläutert, können Sie hier lesen) – und zielgerichtetem Selbstmarketing unterschieden werden. Als ich diesen Blog angefangen habe und mich für dieses bestimmte Thema entschieden habe, hatte ich diese zwei Begriffe gleichgestellt; nach meinen bisherigen Recherchen ist es aber offensichtlich geworden, dass obwohl Selbstmarketing von Selbstdarstellung nicht trennbar ist, ist Selbstdarstellung nicht immer mit Selbstmarketing verbunden. Oder anders gesagt: wir alle stellen uns in einem gewissen Ausmass selbst dar, wenn wir in der Öffentlichkeit sind (und soziale Online-Netzwerke sind letztendlich auch öffentliche Bereiche, auch wenn man u.U. nur unter echten Freunden ist), aber diese Selbstdarstellung ist nicht immer mit dem Selbstbildskontrollgrad und den Networking-Tätigkeiten verbunden, der Selbstmarketing zugrunde liegt. Das ist die Theorie. Nun ist in der Praxis die Grenze zwischen beiden nicht immer deutlich erkennbar, vor allem bei Privatpersonen in privaten (d.h. nicht-professionnellen) Online-Netzwerken. Daher ist es eigentlich schwierig, die Titelfrage dieses Posts zu beantworten: wer macht Selbstmarketing? Alle? Niemand? Denn Selbstdarstellung (sowie u.a. Selbstpromotion und Selbstüberwachung) sind letztendlich wesentliche Teile des Selbstmarketingsprozesses. Aus meiner Sicht darf man also annehmen, dass was für die Selbstdarstellung als einzelnes Element gilt, auch für das Selbstmarketing als Ganzes gilt; was also für die Selbstdarstellung wahr ist, ist auch für das Selbstmarketing wahr. Daher möchte ich mich hier nicht auf die strikte Praxis von Selbstmarketing beschränken (d.h. auch nicht auf eine bestimmte Zielgruppe), sondern auch u.a. Selbstdarstellung und Selbstpromotion – soweit es für die Behandlung des Themas sinnvoll bleibt – als eigenständige Phänomene berücksichtigen.

Im nächsten Post möchte ich die Selbstmarketingsmotive ansprechen, d.h.: warum macht man Selbstmarketing? Welche Motive und Bedürfnisse liegen dem Selbstmarketing zugrunde?

Detaillierte Quellenangaben

Was ist das Selbstmarketing?

Personal Branding - SymbolbildBildquelle

Das Thema des Selbstmarketings im Rahmen der digitalen sozialen Netzwerke ist in der neueren wissenschaftlichen Literatur sehr intensiv behandelt worden. Verwirrend ist jedoch, dass es fast nie unter dieser Bezeichnung auftritt – auch auf Englisch gibt es hier keinen Konsens. Die Bezeichnung „Self-marketing“ ist tatsächlich nicht zu finden. Stattdessen spricht man von „personal branding“, obwohl verwandte Begriffe, wie z.B. „Impression Management“, „Self-promotion“ oder „Self-presentation“ noch häufiger verwendet werden. Auf Deutsch gibt es ebenfalls eine ganze Reihe von Bezeichnungen, die in der Regel als Synonyme betrachtet werden: Selbstpromotion, Selbst(re)präsentation, Selbstdarstellung, Selbstinszenierung… Demzufolge ist es eher schwierig, sich ein Verständnis vom Konzept des Selbstmarketings zu verschaffen. In diesem Post werde ich eine allgemeine Definition vom Selbstmarketing geben und versuchen, die semantischen Beziehungen zwischen den verschiedenen oben erwähnten Begriffen abzuklären.

Das Selbstmarketing – „self-branding“ auf Englisch – ist grundsätzlich auf sich selbst bezogenes Marketing. Es geht darum, sich selbst zu „verkaufen“, indem man im Web oder/ und in anderen Medien ein bestimmtes, gut überlegtes Bild von sich selbst verbreitet – sei es durch Texte, Bilder, oder weitere multimediale Innhalte, die der Aussenwelt eine cohärente, schmeichelhafte Vorstellung der Person vermitteln. Im Vordergrund steht also die Frage, wie man von den Anderen wahrgenommen wird, und wie man diese Wahrnehmung positiv beeinflussen kann. Das Selbstmarketing ist ein Mittel, für seine Einzigartigkeit als Mensch zu werben und seine besonderen Fähigkeiten, die im Lebenslauf unter Umsänden irrelevant sind (etwa der Humor, die Reife usw., also eher Persönlichkeitsbezogene Fähigkeiten), bekannt zu machen. Dadurch soll sowohl der berufliche als auch der persönliche Erfolg erhöht werden (Gehl 2011, „Ladders, samurai und blue collars: Personal branding in Web 2.0“ ).

Das Selbstmarketing ist ein umfassender Begriff. Die vier üblichen Schritte zum erfolgreichen Selbstmarketing möchte ich jetzt erläutern (angelehnt an Gehl 2011  und Schwope aus der Website selbstmanagen.de):

  • Selbstanalyse und Selbst(re)präsentation: Wer bin ich und was kann ich? Welchem Persönlichkeitstyp entspricht meine Persönlichkeit (d.h. bin ich eher introvertiert oder extravertiert, theoretisch- oder praxisorientiert, usw.)? Welche Fähigkeiten unterscheiden mich von den Anderen, welche geben mir einen Vorteil diesen Anderen gegenüber? Was macht mich speziell? Hier geht es nicht darum, einen Lebenslauf zu erstellen sondern vielmehr um die Identifikation seiner persönlichen Kerneigenschaften und –fähigkeiten. Nach dieser Selbstevaluation kann man ein bestimmtes Profil bzw. Bild von sich selbst mithilfe von Texten, Bildern und weiteren  multimedialen Inhalten erstellen.
  • Vertrauen schaffen: Das Ziel vom Selbstmarketing ist es, ein marktfähiges Bild von sich selbst zu erstellen, um sich von der Konkurrenz zu unterscheiden. Dieses Bild sollte jedoch möglichst authentisch sein und deutlich zeigen, wer man ist. Dies verlangt einerseits Authentizität und andererseits Transparenz, die durch das Erzählen seines alltäglichen Lebens und das Bekanntmachen von persönlichen Details geschafft werden.
  • Beziehungen anknüpfen (Networking): Man macht sich bekannt, indem man sich mit Anderen austauscht, auf sich aufmerksam macht und Beziehungen anknüpft. So einfach ist es aber nicht, da die Etiquette der sozialen Medien es verbietet, für sich selbst Werbung zu machen (Peters 2008, „The Paradox of self-promotion with social media“). Die Kunst der Selbstpromotion besteht also u.a. darin, unsere Online-Beziehungen dazu zu führen, Werbung für uns zu machen, indem wir zuerst für sie etwas tun, wie z.B. sie zu unseren „Freunden“ hinzufügen.
  • Selbstüberwachung: Um die Kontrolle über sein eigenes Bild zu bewahren und zu prüfen, ob es tatsächlich so wahrgenommen wird, wie man es vorgesehen hat, muss man es ständig überwachen. Wie reagieren die Leute darauf? Wer postet was über mich? Im Rahmen der sozialen Netzwerke gewinnt die Selbstüberwachung immer mehr an Bedeutung, denn unser Profil wird sehr schnell „autonom“, da andere Nutzer damit interagieren können, auch wenn wir gerade nicht Online sind.

Behalten Sie noch im Auge, dass das Selbstmarketing ein rekursiver Prozess ist, d.h. jeder Schritt kann beliebig häufig wiederholt werden. Das digitale Bild, das man von sich selbst erstelt, muss ständig à jour gehalten werden.

Nach dieser Abklärungen sind wir in der Lage, die am Anfang aufgelisteten Begriffe zu erläutern und voneinander zu unterscheiden. Das sogenannte Impression Management, die Selbstdarstellung und die Selbstinszenierung können sowohl dem ersten Schritt (also der Selbstpräsentation) als auch dem zweiten Schritt im Selbstmarketingsprozess gleichgesetzt werden: es geht nämlich darum, so von seinem eigenen Leben zu erzählen, dass das Interesse der Anderen geweckt wird und dass sie sich das richtige bzw. das von uns gewünschte Bild von unserer Person abbilden. Die Erwähnung (und umgekehrt auch die Nicht-Erwähnung) von Elementen im Profil sind schon eine Weise, einen bestimmten Eindruck beim Leser zu erzeugen. Die Selbstpromotion bzw. self-promotion entspricht dagegen eher dem dritten Schritt des Prozesses, also den Networking-Aktivitäten und dem Suchen nach Aufmerksamkeit.

Im nächsten Post werde ich die folgende Fragestellung ansprechen: wer macht Selbstmarketing in sozialen Netzwerken bzw. in privaten, allgemeinen online sozialen Netzwerken? (siehe Differenzierung von sozialen Netzwerken im Web im Post „Was sind digitale soziale Netzwerke?„)

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