Ein Blick in die Zukunft: was sollte noch untersucht werden?

Bildquelle: fo62territoriaux.wordpress.com

Beim Schreiben dieses Blogs habe ich mir einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand im Bereich der sozialen Online-Netzwerke beschaffen können. Interessanterweise wurde in der Fachliteratur über mein spezifisches Thema – das Selbstmarketing in sozialen Netzwerken – nicht viel geschrieben. Das Thema kommt eher in „How to“-Büchern vor, die die verschiedenen Schritte zum erfolgreichen Selbstmarketing erläutern. Dabei ist jedoch der Schwerpunkt das Selbstmarketing und nicht die sozialen Netzwerke, d.h. die Problematik des Selbstmarketings in den sozialen Netzwerken wird nur aus einem praktischen, eingeschränkten Gesichtspunkt behandelt – die Nachteile bzw. die Gefahren einer solchen Nutzung von digitalen Netzwerken werden nicht angesprochen.

In der Zukunft sollte also – meiner Meinung nach – das Thema des Selbstmarketings an sich analysiert werden, und zwar in einer noch spezifischeren, fokussierteren Weise, als ich es in diesem Blog gemacht habe. Bisher wurden vor allem die einzelnen Komponenten des Selbstmarketings behandelt: die Selbstpräsentation, die Selbstdarstellung und die Selbstentblössung, das Networking und die Selbstüberwachung. Es wäre jedoch Zeit, diese unterschiedlichen Aktivitäten als ein einziges Phänomen zu betrachten; dadurch könnten grundlegende, aktuelle Probleme unserer Gesellschaft identifiziert und analysiert werden.

Einige aus meiner Sicht relevante Fragestellungen möchte ich hier noch kurz erläutern:

  • Ist das Selbstmarketing bzw. die bewusste, aktive Beeinflussung des eigenen Fremdbilds durch den Erfolg von digitalen sozialen Netzwerken ein „Must“ geworden? Ist es heute noch möglich, dem Druck zu widerstehen, sich zu vermarkten?
  • Versteckt sich hinter der Verallgemeinerung des Selbstmarketings eine neue Ideologie der Gesellschaft? Mithilfe der sozialen Medien – unter denen die digitalen sozialen Netzwerke – kann aus jedem ein „Star“ gemacht werden: ist es der neue „American Dream“?
  • Wir haben gesehen, dass die Nutzung von sozialen Online-Netzwerken einen positiven Einfluss über die Selbstachtung übte, und dass dieses Element vermutlich auch der Grund für den riesigen Erfolg solcher Netzwerke war. Ist eine niedrige Selbstachtung die neue Krankheit unserer Zeit? Gibt es weitere, vielleicht unbewusste Nutzungsmotive von digitalen sozialen Netzwerken, die auf ein grundlegendes, soziales Problem unserer Gesellschaft hinweisen?

Wie es auch im Blog ersichtlich ist, handelt es sich beim Selbstmarketing in sozialen Netzwerken im Web um eine interdisziplinäre Problematik, die unter zahlreichen unterschiedlichen Aspekten betrachtet werden kann.

Was halten Sie von den Fragestellungen, die ich vorgeschlagen habe? Was denken Sie sollte noch untersucht werden? Wenn Sie sich für das Thema interessieren, lade ich euch ein, mein Online-Literaturverzeichnis zu schauen. Dort sind alle Werke und Artikel aufgelistet, die ich für das Verfassen des Blogs gebraucht habe.

Highlights der Diskussion

In diesem Post möchte ich die aus meiner Sicht wichtigsten Punkte der Diskussion kurz zusammenfassen. Wenn Sie sich an meinen allerersten Post erinnern, hatte ich mir als Ziel für dies Arbeit gesetzt, die Chancen und vor allem die Gefahren vom Selbstmarketing in digitalen sozialen Netzwerken zu identifizieren. Gleichzeitig wollte ich herausfinden, ob z.B. der Narzissmus oder die Sucht nach Aufmerksamkeit eine Konsequenz oder eine Ursache der Nutzung von digitalen sozialen Netzwerken sind. Mit diesen und noch weiteren Phänomenen habe ich mich in diesem Blog befassen können, und bin jetzt in der Lage, diese Fragestellung – oder mindestens einen Teil davon – zu beantworten.

Aus der Fach- und Presseartikeln, die ich während dem Verfassen dieses Blogs gelesen habe, kommt hervor, dass die Vorteile, die soziale Online-Netzwerke für das Selbstmarketing anbieten, dem Erfolg solcher Netzwerke zugrunde liegen. Tatsächlich sind die Selbstpräsentation und Selbstdarstellung – beide wesentliche „Säule“ des Selbstmarketings – Bedürfnisse des Menschen, die durch die Nutzung von sozialen Netzwerken im Web dank deren Selbstpräsentations-, Kommunikations- und Friending-Features besonders gut und günstig befriedigt werden können (im Gegensatz zu anonymisierte virtuelle Umgebungen sind ausserdem soziale Netzwerke eher sicher, da die Nutzer in der Regel ehrlich sind, bzw. ihr „wahres Gesicht“ zeigen). So hat die Praxis von Selbstmarketing in sozialen Netzwerken auch eine positive Wirkung auf Selbstachtung – mindestens solange die Rückmeldungen von den weiteren Nutzern bzw. Mitgliedern des eigenen Netzwerks positiv bleiben. (Die Frage, ob das Zugreifen auf soziale Online-Netzwerke und im weiteren Sinne, ob das Selbstmarketing in solchen Netzwerken zu Narzissmus führt, ist noch offen.) Glücklicherweise ist in der Regel die grosse Mehrheit der Kommentare, die man in sozialen Netzwerken bekommt, positiv. (Persönlich denke ich, dass ein möglicher Grund dafür ist, dass positive Rückmeldungen es ermöglichen, als sympathisch aufzutreten, und so auch der eigenen Beliebtheit dienen.) Die Situation kann sich jedoch wegen des hohen Interaktionsgrads zwischen „Freunden“ schnell umkehren. Dafür reicht es, dass eine böswillige Person (die nicht unbedingt mit dem betroffenen Opfer befreundet ist, sondern vielleicht nur mit einem Mitglied aus ihrem Netzwerk) einen Inhalt öffentlich macht, den das Online-Bild bzw. den Online-Ruf einer oder sogar mehrerer weiteren Personen schadet (typischerweise topless, bottomless oder nackte Fotos, sowie Sex-Tapes…). Darin liegt – meiner Meinung nach – die grösste Gefahr der Nutzung und des Selbstmarketings in sozialen Online-Netzwerken, weil die Nutzer sich nicht effektiv dagegen schützen können: auch wenn sie die schuldige Person dazu bringen können, den oder die verletzenden Inhalte herunterzunehmen, wird er oder werden sie sich schon im Web verbreitet haben – und dadurch auch für immer findbar sein. Ich denke, diese Gefahr ist für Selbstmarketingpraktiker besonders relevant, denn sie stellen auf Grund ihres grösseren Netzwerks und ihrer aktiven Nutzung des sozialen Netzwerks verletzbarere Opfer dar. Solche Angriffe können tragische soziale und psychologische Konsequenzen haben, und umso mehr bei Jugendlichen.

Diese Elemente sind für mich die „Highlights“ dieses Blogs. Sind Sie mit dieser Auswahl einverstanden? Scheint Ihnen noch weitere Elemente wichtig?

Exkurs: meistbenutzte digitale soziale Netzwerke

Bildquelle: suddeutsche.de

Soziale Netzwerke gibt es im Web zahlreiche. In diesem kurzen Post stelle ich Ihnen die drei meistbenutzten internationalen sozialen Online-Netzwerke (Stand: November 2012) vor. Ich beziehe mich hauptsächlich auf diesen Artikel von Priit Kallas, der Gründer der Website Dreamgrow. (Achtung: im Artikel werden auch content-sharing Websites einbezogen, die der von mir im Post „Was sind digitale soziale Online-Netzwerke?“ Definition von sozialem Netzwerk nicht entsprechen, wie u.a. Youtube und Pinterest.)

Seit mehreren Jahren ist Facebook der Leader im Bereich der digitalen sozialen Netzwerke. September 2012 gab Mark Zuckerberg, der Gründer von Facebook, bekannt, dass mehr als eine Milliarde Menschen monatlich auf Facebook zugreifen. So bildet das Netzwerk heute die grösste Online-Community der (Online-)Welt.

Das zweite soziale Netzwerk ist Google+ mit mehr als 500 Millionen Nutzern. Im Vergleich mit Facebook (2004 gegründet, 2006 allgemein zugänglich) ist Google+ ein sehr junges Netzwerk, da es erst Mitte 2011 öffentlich gemacht wurde.  Seitdem kämpfen die beiden Unternehmen um ihre Nutzer. Dieser neuere, informationsreiche Artikel stellt Vor- und Nachteile von Facebook und Google+ zusammen.

Dritte ist das professionell-orientierte Netzwerk LinkedIn. Es bildet ein besonderes Netzwerk dar, da es – eben- professionell-orientiert ist, d.h. es dient vor allem dazu, Berufsstellen zu finden und berufliche Kontakte bzw. das professionelle Netzwerk zu gewinnen und zu pflegen. Daher ist es auch anders zu betrachten als Facebook und Google+, die beide allgemeine bzw. privat-orientierte Netzwerke sind (siehe Post „Was sind digitale soziale Netzwerke?“).

Aus dem Gesichtspunkt des Selbstmarketings scheint also Facebook immer noch die beste Wahl zu sein, wenn man sich auf die Anzahl Nutzer bezieht. Was die Features angeht, weiss ich ehrlich gesagt nicht, ob Google+ weitere Vorteile als Facebook anbietet, da ich keine eigene Erfahrung damit habe. Dieser Artikel gibt aber Google+ den Vorteil… Haben Sie eine Meinung darüber? Ich würde mich über „Zeugenaussagen“ sehr freuen.

Die Nutzung von LinkedIn kommt sowieso in Frage (da es sich mehr um ein Zusatz zum privat-orientierten Konto bei Facebook und Google+ handelt), und sie kommt eigentlich auf die eigenen Goals an: welches Publikum möchte ich erreichen, und was erziele ich mit meiner Selbstmarketing-strategie? Persönlich glaube ich, dass ein professionell-orientiertes Profil immer gut bei den Arbeitgebern ankommt, und würde es auf jeden Fall empfehlen. Die Frage des Selmstmarketings ist hier aber anders zu betrachten, da es in diesem Feld eher erwartet wird, dass man für sich Werbung macht…

Ehrlichkeit und Selbstmarketing: Feinde oder Freunde?

Bildquelle: christiankeatinganddavidtonner.blogspot.ch

Die Frage der Ehrlichkeit in sozialen Online-Netzwerken ist u.U. komplexer als was man zunächst denken könnte, und umso mehr wenn man sie in den Rahmen des Selbstmarketings einbettet. Hier möchte ich kurz verschiedene Aspekte der Problematik vorstellen.

In meinem Post „Was ist das Selbsmarketing?“ habe ich schon auf die Wichtigkeit der Authentizität des Online-Bilds hingewiesen.  Für Selbstmarketingspraktiker spielen die Ehrlichkeit und die Transparenz eine grosse Rolle. Gleichzeitig könnte man aber denken, dass die digitalen sozialen Netzwerken sich vielmehr für das Gegenteil eignen bzw. für das Präsentieren eines besseren „Ich“. Als ich angefangen, mich mit diesem Thema zu beschäftigen, war ich davon überzeugt, dass diese These von der Fachliteratur bestätigt wäre – aber das war ein Denkfehler. Tatsächlich haben verschiedene Studien gezeigt – wie u.a. die von Back, Stopfer, Vazire et al. „Facebook Profiles Reflect Actual Personality, Not Self-Idealization“ – dass die Nutzerprofile auf sozialen Netzwerken im Web auch deren realen Persönlichkeit entsprechen. Hauptgrund dafür ist, dass solche Netzwerke nicht-anonymisierte Umgebungen bilden: man gibt seinen realen Namen ein und befreundet –  in einem ersten Schritt – reale Offline-Freunde (der Hauptnutzungsmotiv von sozialen Online-Netzwerken ist ja die Aufrechterhaltung von Freundschaften). Diese Offline-Freunde bzw. Bekanntschaften aus der realen Welt sind nun in der Lage, die Authentizität unseres Online-Bilds zu evaluieren und können sogar sich öffentlich darüber äussern – was uns also dazu „zwingt“, möglichst authentisch zu bleiben, damit wir unsere Kredibilität behalten (siehe „Selbstüberwachung und Image Control in digitalen sozialen Netzwerken“). Von diesem Gesichtspunkt her ist also die Ehrlichkeit der Nutzer von sozialen digitalen Netzwerken – inkl. Selbstmarketingspraktiker – einigermassen gewährleistet. (Dies macht auch aus sozialen Netzwerken relativ sichere Umgebungen in Vergleich mit anonymisierten Umgebungen.)

Wenn wir jedoch in unserer Selbstpräsentation und Selbstdarstellung dafür sorgen müssen, dass unser Online-Bild authentisch bleibt, ist man bei unseren Online-Freundschaften viel freier. So können wir Leute befreunden, die wir gar nicht kennen oder sogar, die wir überhaupt nicht mögen. Ein grosser Teil des Selbstmarketings bildet ja das Networking – also das Anknüpfen von Kontakten – hauptsächlich um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und sich bekannt zu machen. Der Wunsch, sein persönliches (Online-)Netzwerk zu erweitert, ist also sicher der Urpsrung von einer gewissen Scheinheiligkeit und Unehrlichkeit – aber, sind es Elemente, auf die man in einer solchen virtuellen Umgebung wert legt? Ist hier Ehrlichkeit überhaupt erwartet? Da exklusiv Online-Freundschaften in der Regel öberflächlicher sind als die im Offline-Leben sind, würde ich der Meinung sein, dass die Ehrlichkeit und die Authentizität nicht unbedingt erwartet und / oder gewünscht sind.

Für mich sind also Ehrlichkeit und Selbstmarketing nicht inkompatibel. Im Gegenteil: ich glaube, dass Selbstmarketingpraktiker u.U. mehr Wert darauf legen, authentisch zu sein, als andere Nutzer – auf jeden Fall was die Selbstpräsentation und -darstellung betrifft.  Was  das Anknüpfen von Beziehungen mit weiteren Nutzern betrifft, ist wahrscheinlich die gleiche Authentizität nicht gewährleistet, wobei ich glaube, dass es den Nutzern von sozialen Online-Netzwerken nicht so wichtig ist.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? Ist Ihnen die Erhlichkeit ihrer „Freunde“ in digitalen sozialen Netzwerken wichtig?

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Vom Always-On Lifestyle zur Sucht nach sozialen Netzwerken: mögliche (negative) Konsequenzen des Selbstmarketings

Bildquelle: wallblog.co.uk

Die Frage der Sucht nach sozialen Medien und sozialen Online-Netzwerken wird in der heutigen Presse intensiv diksutiert (It’s official: we’re addicted to Social Media; Sucht nach Sozialen Netzwerken: Gefährlicher als Alkohol und Zigaretten, Wenn der Computer zur Sucht wird). Hier möchte ich kurz diskutieren, was die Gründe für eine solche Sucht sein könnten und, welche Rolle das Selbstmarketing darin spielen kann. Die von mir erwähnten Argumenten basieren nicht unbedingt auf wissenschaftliche Literatur. Wenn Sie sich aber für die bisherige Recherche über das Thema interessieren, empfehle ich Ihnen den folgenden Artikel von Kuss und Griffiths (2011): Online Social Networking and Addiction – A Review of the Psychological Literature.

Seriös betriebenes Selbstmarketing ist zeitaufwändig und verlangt eine gewisse Disziplin. Nachdem man sich eine Strategie ausgedacht und bestimmen hat, welche Aspekte der eigenen Persönlichkeit man hervorheben wollte, muss man sie auch umsetzen und sicherstellen, dass unser Online-Ruf postiv bleibt und, dass unser Online-Freundennetzwerk tatsächlich grösser wird. Daneben müssen wir eben unsere alte und neue Beziehungen aufrechterhalten, unser Profil und Status ständig aktualisieren und auf die Seite unserer Kontakte surfen, um zu schauen, was über uns gesagt wird und vielleicht noch was Andere für Selbstmarketingstrategie haben. Wenn unser Selbstmarketing erfolgreich ist, haben wir also immer mehr zu tun und müssen bzw. sollen entpsrechend mehr Zeit auf den sozialen Online-Netzwerken verbringen.

Zum (Un)glück ist der Zugang zum Internet – und im weiteren Sinne zu den sozialen Online-Netzwerken – leichter und vor allem mobiler als je. Mit dem Smartphone und dem Tablet können wir heute überall und jederzeit u.a. Profil und Status ändern, Fotos machen und hochladen sowie mit anderen interagieren. Dadurch ist man ständig „On“, jederzeit erreichbar, immer angeschlossen. Dies wird als „Always-On Lifestyle“ bezeichnet. Für die Selbstmarketingspraktiker kann es einerseits als vorteilhaft betrachtet werden, denn so können sie nicht nur ihr Online-Bild besser pflegen, sondern auch immer einen Blick darüber haben, wie es mit ihrem Profil in ihrer Abwesenheit interagiert wird bzw. wurden.Andererseits kann sich jedoch diese ständige Zugänglichkeit zum Internet als gefährlich erwiesen, dann je mehr Zeit man auf sozialen Online-Netzwerken verbringt, desto höher das Risiko, dass man eine Sucht nach denen entwickelt. Mit der Zeit bildet das Netzwerk ein immer grösserer Teil des eigenen Lebens, es kann sich in einen Ort der Zuflucht umwandeln, in dem man sich sicherer fühlt, nicht zuletzt deswegen, weil man selbst bestimmen kann, was man von sich selbst zeigt…

Für mich ist also die Tatsache, dass wir immer Online sind, die Ursache und nicht die Konsequenz von einer Sucht nach dem Internet und den digitalen sozialen Netzwerken. Ich glaube, es ist im Zusammenhang mit digitalen sozialen Netzwerken besonders leicht, süchtig zu werden, weil sie mit einem relativ geringen Aufwand von der Seite des Nutzers grosse Zufriedenheit zubereiten können, besonders was das Selbstmarketing betrifft. Als Schlusswort würde ich also empfehlen, mit sozialen Online-Netzwerken „sparsam“ umzugehen und die Zeit, die man darauf verbringt, zu begrenzen.

Jetzt bin ich zwar neugierig: was sind Ihre Strategien, um die eigene Kontrolle über die Nutzung von sozialen Online-Netzwerken zu behalten? Wäre es für Sie schwierig, während eines ganzen Wochentages ohne Internet leben zu müssen?

Im nächsten Post werde ich das Thema der Ehrlichkeit in den digitalen sozialen Netzwerken ansprechen, die Diskussion wird sicher interessant sein!

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Selbstüberwachung und Image Control in digitalen Sozialen Netzwerken

https://i0.wp.com/us.123rf.com/400wm/400/400/dompr/dompr1011/dompr101100006/8179133-businessman-sitting-next-to-a-laptop-and-was-horrified-to-look-at-the-screen-his-head-in-his-hands-i.jpgBildquelle: 123rf.com

 Ein Kernelement im Selbstmarketing bildet die Selbstüberwachung (siehe „Was ist das Selbstmarketing?“). Ständig muss man prüfen, ob man tatsächlich so wahrgenommen wird, wie man es vorgesehen hatte. Dies macht man, indem man überwacht, was die Anderen über uns sagen (z.B. Kommentare) und publizieren (z.B. Fotos).  Die Möglichkeit, dass auch andere Nutzer zu unserem Profil beitragen können, ist sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche von digitalen sozialen Netzwerken: wenn diese Fremdinhalte positiv sind bzw. der von uns gewünschten Online-Repräsentation entsprechen, ist es eine Stärke; aber wenn diese Inhalte negativ sind, d.h. wenn sie unserem Online-Bild widersprechen, ist es eine Schwäche und sogar eine Gefahr.

Die Tatsache, dass Dritte nicht nur Inhalte über uns veröffentlichen können, sondern auch sie durch die selben Kommunikationskanäle und zum selben Publikum wie wir vermitteln können, stellt die grösste Gefahr für unsere Selbstmarketingsstrategie dar. Der Grund dafür ist, dass wir nur reduzierte Kontrollmöglichkeiten über was über uns gepostet wird haben. Tatsächlich können wir z.B. lediglich Kommentare zu unseren eigenen Inhalten löschen. Wir können uns in Fotos „untaggen“, aber wenn das Foto nicht von uns veröffentlicht wurde, können wir es auch nicht löschen. Dazu kommt noch, dass selbst wenn wir einen über uns unerwünschten Inhalt löschen können, dieser Inhalt sehr wahrscheinlich schon von weiteren Nutzern gesehen sowie – und das ist eigentlich das grosse Problem – weitergeleitet wurde, typischerweise indem sie diesen Inhalt „liked“ haben. Wenn das so weit ist, dann können wir nichts mehr viel dagegen tun, denn es ist extrem schwer, Daten im Internet vollständig zu löschen. Das Internet vergisst nichts, und nie.

Es kann also extrem schnell passieren, dass man die Kontrolle über das eigene Online-Bild verliert. Es reicht, dass jemand einen für unsere Online-Persona schädlichen Inhalt auf ein soziales Netzwerk publiziert, damit die Kredibilität unseres Profils zerstört wird. Schlimmer ist noch, dass dieser Kredibilitätsverlust sowohl unser Online- als auch unser Offline-Leben betreffen kann, da es üblich ist, in digitalen sozialen Netzwerken mit Offline-Freunden und sogar Familienmitgliedern „befreundet“ zu sein. Das bedeutet auch, dass wir darunter nicht nur privat, sondern auch beruflich leiden können. Ein extremes und tragisches Beispiel von den Konsequenzen, die von dem Publizieren unerwünschter bzw. schädlicher Inhalten von Dritten in sozialen Online-Netzwerken kommen können, ist der Selbstmord der 15-jährigen Amanda Todd.

Die Gefahr des ungenehmigten und unerwünschten Publizierens von Inhalten, die einen unter einem schädlichen, peinlichen und unangenehmen Licht zeigen können, ist also in sozialen Netzwerken im Web sehr ernst zu nehmen. Sie betrifft alle Nutzer von solchen Netzwerken – und sogar alle Nutzer des Internets. Denn obwohl digitale soziale Netzwerke eine besonders günstige Umgebung für solche Angriffe bilden, können auch dafür andere soziale Medien benutzt werden, wie typischerweise Youtube. In Zusammenhang mit Selbstmarketing scheint mir jedoch das Thema besonders wichtig, da Selbstmarketingsparktiker aktiv versuchen zu überwachen und zu beeinflussen, was über sie gesagt und publiziert wird. Unberuhigend ist, dass man sich dagegen nicht wirklich schützen können; wir können nur hoffen, dass wenn so was passieren sollte, wir so schnell wie möglich die Verbreitung der betroffenen Inhalten verhindern können.

Was halten Sie vom Thema? Haben Sie schon eine solche Erfahrung gemacht? Haben Sie vieilleicht „Schutz“-vorschläge? Ihre Meinung interessiert mich!

Für diesen Post habe ich mich z.T. auf einen Artikel von Andrew Smock bezogen: „Self-Presentation on Facebook: Managing Content Created by the User and Others“ (2010). Die detaillierten Quellenangaben finden Sie, wie auch immer, auf CiteuLike.

Im nächsten Post werde ich die Frage der Sucht nach sozialen Online-Netzwerken ansprechen und versuchen herauszufinden, welche Rolle das Selbstmarketing darin spielen kann. Kann es uns süchtig werden lassen?

Soziale Online-Netzwerke, Selbstmarketing und Narzissmus

https://i0.wp.com/www.f1online.de/premid/004494000/4494494.jpgNeuere Studien haben gezeigt, dass die Jugendlichen von heute selbstverliebter sind als die vorherigen Generationen. Diese Tatsache wird in der Fachliteratur oft in Zusammenhang mit digitalen sozialen Netzwerken besprochen: sind solche Netzwerke der Grund dafür, weshalb wir anscheinend zum Narzissmus neigen? (Bergman, Fearrington, Davenport, Bergman 2011, „Millenials, narcissism and social networking: What narcissists do on social networking sites and why“). Diese Hypothese beruht auf dem Argument, dass die Selbstmarketingsmöglichkeiten, die soziale Netzwerke im Web anbieten, eine ideale Umgebung für narzisstische Menschen aus ihnen machen (Bergman et al. 2011). In diesem Post möchte ich mich also mit der folgenden Fragestellung auseinandersetzen: führt das Selbstmarketing auf sozialen Online-Netzwerken zum Narzissmus?

Zuerst muss definiert werden, was mit den Begriffen „Narzissmus“ und „Narzissten“ gemeint ist. Der Narzissmus bezeichnet einen Persönlichkeitszug, der sich durch ein überpositives Selbstbild charakterisiert (Buffardi und Campbell 2008, „Narcissism and Social Networking Web Sites“). Die narzissten Persönlichkeiten betrachten sich selbst als „höher“ bzw. besser als ihre Mitmenschen, besonders was den gesellschaftlichen Status, das Aussehen, die Beliebtheit und die Klugheit betrifft. Sie streben ständig danach, von anderen bewundert zu werden und suchen immer nach Weisen, bemerkt zu werden (Gentile, Twenge, Freeman und Campbell 2012, „“The effect of social networking on positive self-views: an experimental investigation“). Weitherin mangeln sie an Empathie und bevorzugen künstliche, nicht-emotionale Beziehungen. Aus diesen Gründen sind auch Narzissten überzeugte Selbstmarketingspraktiker (Gentile et al. 2012, S.1930; Buffardi und Campbell 2008, S. 1308), nicht zuletzt in sozialen Online-Netzwerken. Demzufolge sind auch in der Regel im persönlichen Online-Netzwerk eine höhe Anzahl an narzisstischen Personen zu finden – denn solche Personen haben auf digitalen sozialen Netzwerke mehr „Freunde“ als nicht-narzisstische Menschen. Jetzt stellt sich die Frage, ob die Tatsache, dass man oft mit narzisstischen Leuten in sozialen Online-Netzwerken, dazu führt, dass man selber narzisstische Neigungen entwickelt (Buffardi und Campbell 2008, S. 1311); die Prävalenz von narzisstischen Persönlichkeiten in digitalen sozialen Netzwerke könnte verursachen, dass das narzisstische Verhalten als akzeptabel bertachtet wird und, dass dadurch sich mehr Personen dazu widmen (Ryan und Xenos 2011, „Who uses Facebook? An investigation into the relationship between the Big Five, shyness, narcissism, loneliness and Facebook usage“).

Obwohl diese Frage bisher noch unbeantwortet bleibt (bis jetzt hat keine Studie bewiesen können, dass es tatsächlich einen solchen Zusammenhang gibt), finde ich das Thema sehr fragenaufwerfend – besonders in Bezug auf das Selbstmarketing. Erstens sind meiner Meinung nach Selbstmarketingspraktiker u.U. beinflussbarer als andere Nutzer von sozialen Online-Netzwerken Narzissten gegenüber. Dies liegt daran, dass wenn man versucht, die bestmögliche Selbstpromotionsstrategie zu entwickeln, man logischerweise auch ein Bisschen beobachtet, wie andere es machen. Zweitens denke ich, dass man sich durch das Werben für sich selbst in Gefahr begibt, ein falsches, unrealistisches Selbstbild zu entwickeln. Kern des Selbstmarketings ist es ja, sich unter einem schmeichelhaften Licht den Anderen vorzustellen: wird es einem dann nicht zu unangenehm, sich mit seinen Fehlern zu akzeptieren? Besteht nicht die Gefahr, dass unser Online-Bild uns so sehr gefällt, dass wir uns mit ihm identifizieren und vergessen, dass wir anders sind, und dadurch auch ein narzisstisches Verhalten entwickeln?

Was denken Sie? Glauben Sie, dass das Selbstmarketing uns dazu führen kann, narzisstisch zu werden?

Im nächsten Post werde ich mich mit der Frage der Selbstüberwachung in digitalen sozialen Netzwerken und den damit verbundenen Gefahren auseinandersetzen.

Detaillierte Quellenangaben

Soziale Online-Netzwerke, Selbstmarketing und Selbstachtung

https://i0.wp.com/blogs-images.forbes.com/alicegwalton/files/2012/04/0917_facebook-not-life_416x416.jpgBildquelle: forbes.com

Die „Selbstachtung“ wird in der Regel als die persönliche Einschätzung des Selbstwertes definiert (Valkenburg, Peter und Schouten 2006, „Friend Networking Sites and Their Relationship to Adolescents‘ Well-Being and Social Self-Esteem, S. 585). In Bezug auf die sozialen Netzerke im Web wurde und wird das Thema immer noch sehr stark diskutiert. In diesem Post möchte ich Ihnen einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung vermitteln. Wie wirken die sozialen Online-Netzwerke auf die Selbstachtung und welche Rolle spielt das Selbstmarketing dabei?

Die grosse Mehrhreit der bisherigen Studien, die sich mit der Wirkung von sozialen Online-Netzwerken auf die Selbstachtung deren Nutzer befasst haben, sind zum Ergebnis gekommen, dass sie die Selbstachtung positiv beeinflussen. Personen, die eine geringe Selbstachtung haben, gehen sogar öfter auf digitale soziale Netzwerke und verbringen dort mehr Zeit als Personen, die eine höhe Selbstachtung haben (Mehdizadeh 2010, „Self-Presentation 2.0: Narcissism and Self-Esteem on Facebook“). Die Wissenschaftler haben alle dieselbe Erklärung für dieses Phänomen: die Möglichkeit, sich in sozialen Online-Netzwerken besser selbstpräsentieren zu können. Durch (selektive) Selbstpräsentation bzw. Selbstdarstellung ist man in der Lage, ein sozial begehrenswertes Selbstbild zu erstellen, anhand von dem man seinen Selbstwert positiver einschätzt. Dies führt zu einer Erhöhung des Selbstachtungsgrads (Gonzales and Hancock 2011, „Mirror, Mirror on My Facebook Wall: Effects of Exposure to Facebook on Self-Esteem“ und Gentile, Twenge, Freeman und Campbell 2012, “The effect of social networking websites on positive self-views: An experimental investigation”). Im weiteren Sinne können wir also zu dem Schluss kommen, dass Selbstmarketing in digitalen sozialen Netzwerken zu betreiben generell zu einer Erhöhung der Selbstachtung führt.

Es gibt aber ein Element, das wir noch nicht angesprochen haben, und zwar das Feedback bzw. die Rückmeldung von weiteren Nutzern des sozialen Netzwerks. Das persönliche Profil, die Status-Änderungen sowie die Fotos können u.a. von anderen gesehen und kommentiert werden. Diese Kommentare sind dann für alle weitere Nutzer sichtbar, die zum persönlichen Netzwerk gehören. Die 2006 Studie von Valkenburg et al. hat gezeigt, dass die Häufigkeit bzw. die Anzahl dieser Rückmeldungen sowie deren Ton (positiv oder negativ) einen bedeutenden Einfluss auf die Selbstachtung üben. Für mich ist es auch eine Frage der Akzeptanz: wenn wir positive Rückmeldungen bekommen, haben wir das Gefühl, geschätzt zu sein, und demzufolge fühlen wir uns auch „wertvoller“. Logischerweise sollten also negative Rückmeldungen den umgekehrten Effekt produzieren, d.h. dazu führen, dass wir uns ausgeschlossen, verachtet fühlen und, dass unsere Selbstachtung dementsprechend sinkt. Genau dieses Phänomen haben Valkenburg et al. durch ihre Studie entdeckt: Leute, die ständig oder vorwiegend positive Rückmeldungen bekommen, gewinnen an Selbstachtung, während Leute, die ständig oder vorwiegend negative Rückmeldungen bekommen, verlieren an Selbstachtung. Und da diese Rückmeldungen ein riesiges Verbreitungspotenzial haben, reichen einige, um grosse psychologische Schaden zu provozieren – vor allem bei Jugendlichen, für die die Meinung, die Andere von ihnen haben besonders wichtig ist (Valkenburg et al. 2006).

Als Fazit möchte ich betonen, dass man sich immer mit viele Vorsicht in sozialen Online-Netzwerken selbstvermarkten sollte bzw. die Bedeutung der Selbstüberwachung nicht unterschätzen. Einmal, dass wir diese Online-Repräsentation von uns selbst erstellt haben, ist es nur normal, dass man sich einigermassen mit ihr identifiziert. Wenn alles gut klappt, d.h., wenn unser Bild gut bei unseren Freunden ankommt, kann es sich sehr günstig auf uns auswirken. Wenn dagegen etwas schief läuft, muss man sehr schnell reagieren und sich anpassen, damit man den Leuten, die uns negative Rückmeldungen schicken, keine Chance gibt, unsere Online- und reale Persona zu beschädigen. Hier denke ich vor allem an das Cyber-Mobbing, für welches soziale Online-Netzwerke sich leider auch sehr gut eignen. Nicht alle Nutzer sozialer Web-Dienste haben gute Absichte. Vor allem die Leute, die auf digitale soziale Netzwerke gehen, um ihren Selbstachtungsgrad zu erhöhen, sollen Massnahmen treffen, um sich vor solchen Angriffen zu schützen. Zu den Kommentaren, die auf unsere Seite verlassen werden, sind wir ständig konfrontiert, und die Wirkung von negativen und evt. auch bösen Rückmeldungen ist nicht zu unterschätzen.

Was ist Ihre Meinung zum Thema? Haben Sie schon negative Rückmeldungen in sozialen Online-Netzwerken bekommen? Wenn ja, wie haben Sie darauf reagiert? Glauben Sie, dass solche Rückmeldungen kurz- oder langfristig Ihren Selbstwertgefühl bzw. Ihre Selbstachtung beeinflussen könnte?

Warum eignen sich digitale soziale Netzwerke ideal für Selbstmarketing? (2/2)

 Bildquelle: www.zdnet.de

Im vorherigen Post habe ich allgemeine Chancen von sozialen Online-Netzwerken im Bezug auf Selbstmarketing angesprochen. Der einzige Nachteil war, dass die Nutzer ihre Angaben bzw. ihr Profil nicht verschiedenen Zielgruppen anpassen konnten; daher mussten sie darauf aufpassen, dass ihr Online-Bild unterschiedliche Aspekte ihrer Persönlichkeit abdeckt.

Dafür bieten glücklicherweise soziale Netzwerke im Web viele verschiedene Funktionen an. Diese Funktionen bzw. Eigenschaften machen es möglich, sich selbst unter unterschiedlichen Aspekten zu präsentieren und darzustellen, mit anderen Kontakt aufzunehmen und sein Leben mitzuteilen, sowie die Kontrolle über sein Bild zu behalten. Hier möchte ich diese Features kurz erläutern. Es geht zwar nicht darum, eine vollständige Eigenschaften-Liste zusammenzustellen, sonder vielmehr darum, die wesentlichen Funktionen von sozialen Online-Netzwerken zu identifizieren, die zum Selbstmarketingszweck eingesetzt werden (können). (Ich beziehe mich z.T. auf die Informationsvermittlung, die ich früher im Monat gehalten habe.) Sinn dieser Auflistung ist es, den konkreten Beweis dafür zu erbringen, dass digitale soziale Netzwerke sich ideal für das Selbstmarketing eignen, weil sie passende Funktionen für jeden Selbstmarketingsschritt (siehe Post „Was ist das Selbstmarketing?“) anbieten.

Die Haupteigenschaft von sozialen Online-Netzwerken, die typisch der Selbstpräsentation dient, ist die Profil-Seite. Die Nutzer können nicht nur die üblichen, traditionellen persönlichen Informationen über sich (wie z.B. Name, Wohnort, Geburtsdatum, usw.) angeben, sondern auch Auskunft über ihre Interessen (durch die Angabe von u.a. Freizeitaktivitäten), ihr Glauben oder noch politische Ausrichtungen und sogar ihre sexuelle Orientation. Weiterhin ist es üblich, ein Profilbild (oder auch mehrere Profilbilder) hochzuladen.

In allen digitalen sozialen Netzwerken ist es auch üblich, den Nutzern eine „Pinnwand“ bzw. einen virtuellen Raum zur Verfügung zu stellen, wo sie Nachrichten miteinander austauschen und ihre eigenen sowie fremderzeugten  Beiträge kommentieren können. In Facebook ist diese Pinnwand „Wall“ genannt. Dieses Feature wird in der Regel zum Teilen seines alltäglichen Lebens mit seinen Freunden verwendet. Eine komplementäre Eigenschaft davon sind die Fotoalben, mit denen man persönliche Fotos mit anderen teilen kann, und dadurch sozusagen sein Leben „illustrieren“ kann.

Der grösste Vorteil der sozialen Online-Netzwerke liegt jedoch vielleicht an ihren „Friending“-Features. Dieser Begriff fasst alle Funktionen um, die u.a. es erlauben, Freunde zu finden, anzufragen, zu akzeptieren oder sogar dazu einladen, einen weiteren Freund zu „befreunden“. Daneben ist die eigene Freundenliste, also das eigene Netzwerk, für unsere Freunde sichtbar; und umgekehrt kann man sich auch die Freundenliste unserer Freunde anschauen und sogar durchsuchen. Diese Funktionen machen aus digitalen sozialen Netzwerken hochmächtige Networking-Werkzeuge.

Letztlich bieten soziale Netzwerke im Web noch verschiedene Features, die der Selbstüberwachung dienen. Unter solchen Funktionen zählen z.B. die Privatsphäre-Einstellungen und die Meldungen, die man bekommt, wenn wir in einem Foto getaggt werden, wenn jemand auf unserer Pinnwand postet oder, wenn unsere Beiträge kommentiert werden. So kann man einigermassen sehen, was über sich gesagt und gepostet wird. Auf Facebook ist ausserdem die Anwendung „Facebook Analytics“ sehr nützlich. Sie sammelt Messdaten über die Leser einer Seite, wie z.B. welche Beiträge am meisten Reaktionen bekommen oder wann die Seite am meisten besucht wird. Diese Anwendung ist also ein gute Orientierungswerkzeig für das eigene Online-Bild und macht es möglich zu prüfen, wie man von unseren Freunden wahrgenommen wird (Deckers 2011, „Unter Facebook bei Freunden“ in „Die Ich-Marke“, S. 155).

Im nächsten Post werde ich mich, wie versprochen, dem Zusammenhang zwischen Selbstmarketing und Selbstachtung widmen.

Detaillierte Quellenangaben

Warum eignen sich digitale soziale Netzwerke ideal für Selbstmarketing? (1/2)

 Bildquelle: Netzeitung.de

Wie ich schon darauf hingewiesen habe, eignen sich digitale soziale Netzwerke besonders gut für das Selbstmarketing, d.h. sie weisen verschiedene Chancen im Bereich des Selbstmarketings auf. In diesem Post möchte ich diese These erläutern und weiterentwickeln.

In ihrer Studie „Impression Management 2.0: the relationship of self-esteem, extraversion, self-efficacy and self-presentation within social networking sites“, Krämer und Winter sprechen das Thema von Impression Management in sozialen Online-Netzwerken an. (Unter „Impression Management“ versteht man die bewusste Einflussnahme auf die Weise, mit der man von den Anderen wahrgenommen wird. Es handelt sich also um ein wesenticher Teil vom Selbstmarkerting, wie erwähnt im Post „Was ist das Selbstmarketing?“) Der Vorteil von sozialen Online-Netzwerken im Einsatz von Impression Management ist eben, dass die Nutzer mehr Kontrolle über das von ihnen erzeugte Selbstbild haben als in Face-to-Face Kommunikation. Diese These bestätigen die Studien von Park, Jin und Jin (2009, „Motivations, Impression Management and Self-disclosure in Social Network Sites“) und Smock (2010, „Self-presentation on Facebook: managing content created by the user and others“). In einer virtuellen Umgebung können sich die Leute aktiver mit Selbstpräsentation-Strategien (Park et al. 2009, S. 5) und Selbstzensur (Smock 2010, S. 10) beschäftigen. Der Hauptgrund dafür ist, dass sie mehr Zeit dazu haben, um über die Aspekte nachzudenken, die ihre Persönlichkeit am besten wiederspiegeln. Sie können also durch die indirekte bzw. asynchrone Kommuniaktionsart, die den digitalen sozialen Netzwerken zugrunde liegt, eine bessere Selbstdarstellungstrategie entwickeln (mehr dazu erfahren Sie im Artikel von Ellison, Heino und Gibbs aus dem Jahr 2006, „Managing Impressions Online: Self-Presentation Processes in the Online Dating Environment“), und ihre persönliche Angaben sehr leicht und schnell erstellen, ändern und aktualisieren. Gleichzeitig können sie viel mehr (unterschiedliche und z.T. auch unbekannte) Leute erreichen als in Face-to-Face Kommunikation. Dagegen können sie ihre Strategie nicht verschiedenen Zielgruppen anpassen. Daher müssen die Nutzer von sozialen Online-Netzwerken und Selbstmarketing-Betreiber dafür sorgen, dass ihr Online-Profil (und, im weiteren Sinne, ihre ganze Online-Persona) verschiedene Aspekte ihrer Persönlichkeit enthält (Haferkamp und Krämer 2009, „When I was your age, Pluto was a planet“: Impression Management and need to belong as motives for joining groups on social networking sites).

Im nächsten Post werde ich praxis-bezogen eklären, welche Haupteigenschaften bzw. Hauptfeatures von digitalen sozialen Netzwerken es ermöglichen, Selbstmarketing zu machen.

Detaillierte Quellenangaben