Was sind die Hauptnutzungsmotive von sozialen Netzwerken?

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Seit die sozialen Netzwerke im Web als Phänomen anerkannt wurden, haben sich zahlreiche Studien mit dem Thema der Motive für ihre Nutzung beschäftigt. Anhand einer kleineren Auswahl von Artikeln werde ich jetzt versuchen, die am häufigsten erwähnten Motive zu identifizieren und zusammenzustellen. Dies sollte die Formulierung einer allgemeinen, wissenschaftsbasierten Aussage über die Motivationsgründe für die Nutzung von sozialen Netzwerken ermöglichen.

Für diesen Post beschränke ich mich auf sechs wissenschaftliche Artikel. Ich habe mich für diese Vorgehensweise entschieden, weil ich bemerkt habe, dass in der grossen Mehrheit der über das Thema veröffentlichten Arbeiten bestimmte Elemente immer wieder zitiert waren. Für meine Auswahl habe ich vor allem die Kriterien der Aktualität, der verwendeten Quellen (d.h. die Artikel mussten auch auf  vorherige Recherche verweisen, aber idealerweise nicht aufeinander) sowie der Klarheit berücksichtigt. So sollten die hier vorgestellten Hauptnutzungsmotive trotz der kleineren Zahl der zitierten Qellen zuverlässig sein.

Die im Post verwendeten Artikel und Studien habe ich in zwei Kategorien unterteilt. Die Studie von Tosun „Motives for Facebook use and expressing „true self“ on the Internet“ (2012) und die von Kim, Sohn und Choi „Cultural differences in motivations for using social network sites: a comparative study of American and Corean college students“ (2011)  sowie die von Sheldon „Student Favorite: Facebook and motives for its use“ (2007) behandeln explizite, soziale Motive für die Nutzung von sozialen Netzwerken, während die Recherchen von Nadkarni und Hofmann (2012, „Why do People use Facebook?„) und die von Krasnova, Hildebrand, Günther, Kovrigin und Nowobilska „Why participate in an online social network: an empirical analysis“ vielmehr auf implizite, soziopsychologische Nutzungsmotive fokussieren. Die sexte Studie, auf die ich mich beziehe, „Online social networks: A survey of a global phenomenon“ von Heidemann, Klier und Probst (2012) erwähnt beide Motivkategorien.

Als explizit bezeichne ich jene Motive, die i.d.R. durch Befragung erworben und direkt mit der Nutzung von sozialen Netzwerken verbunden werden können. In diesem Zusammenhang scheint die Aufrechterhaltung von Freundschaften (inkl. Fernfreundschaften, auch wenn sie nicht überwiegend zu sein scheinen) der relevanteste Nutzungsmotiv von sozialen Netzwerken zu sein, denn er wird von alle vier betroffenen Studien erwähnt (Tosun 2012, Kim et al. 2011, Sheldon 2007 und Heidemann et al. 2012). An zweiter Stelle kommt die Gründung von neuen Freundschaften, sogenanntes „social browsing“, die in drei der vier Artikel vorkommt (Tosun 2012, Kim et al. 2011 und Heidemann 2007). Ein weiterer bedeutender Nutzungsmotiv in dieser Kategorie scheint die Unterhaltung  zu sein (Kim et al. 2011 und Sheldon 2007).

Unter den impliziten Nutzungsmotiven verstehe ich die Motive, die meistens unbewusst bzw. nicht explizit, sprachlich formuierbar sind und die deswegen i.d.R. durch inhaltliche Analyse erworben werden. Anders gesagt handelt es sich um Bedürfnisse, die durch die Nutzung von sozialen Netzwerken befriedigt werden können. Diese Motive basieren auf dem Uses-and-Gratifications-Ansatz aus der Medienwirkungsforschung. In dieser Kategorie sind deutlich die Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und Achtung durch Selbstpresentation (self-presentation) die Hauptnutzungsmotive von sozialen Neztwerken, da sie von den drei betrachtenen Studien (Krasnova et al. 2008, Nadkarni 2012 und Heidemann 2012) genannt werden. (Es ist nämlich für uns sehr interessant, dass schon jetzt das Thema der Selbstpresentation im Zusammenhang mit den sozialen Netzwerken auftaucht, denn es betrifft genau die Thematik dieses Blogs. Mehr dazu kommt bald!).

Zusammengefasst können also vier Hauptmotive für die Nutzung von sozialen Netzwerken erkannt werden. Auf der expliziten, rein sozialen Ebene sind dies

  • die Aufrechterhaltung von (Fern)freundschaften
  • die Gründung von neuen Freundschaften

und auf einer unbewussteren, sozio-psychologischen Ebene sind es

  • das Bedürfnis nach Zugehörigkeit
  • das Bedürfnis nach Achtung durch Selbstpresentation

die durch die Nutzung von sozialen Netzwerken befriedigt werden können.

Im nächsten Post werde ich  die Notion von Selbstmarketing in sozialen Netzwerken erläutern.

Detaillierte Quellenangaben