Wer macht Selbstmarketing?

Bisher habe ich Selbstmarketing lediglich definiert, und man darf sich fragen, ob es in sozialen Online-Netzwerken ein häufiger Phänomen  ist. Diese Frage möchte ich jetzt versuchen zu beantworten.

Selbstmarketing ist prinzipiell allen zugänglich. Besonders in sozialen Online-Netzwerken kann sich jeder sehr leicht dazu widmen. Heute können sich nicht nur Leute vermarkten, von denen es erwartet werden kann, dass sie Selbstmarketing machen – etwa eigenständige Unternehmer, Prominenten, usw., die dadurch u.U. beruflich erfolgreicher werden können – sondern auch von Personen, die einfach ihren persönlichen Beliebtheitsgrad im Web erhöhen wollen. Es muss zwar zwischen reiner Selbstdarstellung – was in der Öffentlichkeit ein übliches Phänomen ist (wie der canadische Soziologe Erving Goffman es in seinem Buch „The Presentation of Self in Everyday Life“ 1959 bekannt gab; den Buchauszug, indem er seine Theorie erläutert, können Sie hier lesen) – und zielgerichtetem Selbstmarketing unterschieden werden. Als ich diesen Blog angefangen habe und mich für dieses bestimmte Thema entschieden habe, hatte ich diese zwei Begriffe gleichgestellt; nach meinen bisherigen Recherchen ist es aber offensichtlich geworden, dass obwohl Selbstmarketing von Selbstdarstellung nicht trennbar ist, ist Selbstdarstellung nicht immer mit Selbstmarketing verbunden. Oder anders gesagt: wir alle stellen uns in einem gewissen Ausmass selbst dar, wenn wir in der Öffentlichkeit sind (und soziale Online-Netzwerke sind letztendlich auch öffentliche Bereiche, auch wenn man u.U. nur unter echten Freunden ist), aber diese Selbstdarstellung ist nicht immer mit dem Selbstbildskontrollgrad und den Networking-Tätigkeiten verbunden, der Selbstmarketing zugrunde liegt. Das ist die Theorie. Nun ist in der Praxis die Grenze zwischen beiden nicht immer deutlich erkennbar, vor allem bei Privatpersonen in privaten (d.h. nicht-professionnellen) Online-Netzwerken. Daher ist es eigentlich schwierig, die Titelfrage dieses Posts zu beantworten: wer macht Selbstmarketing? Alle? Niemand? Denn Selbstdarstellung (sowie u.a. Selbstpromotion und Selbstüberwachung) sind letztendlich wesentliche Teile des Selbstmarketingsprozesses. Aus meiner Sicht darf man also annehmen, dass was für die Selbstdarstellung als einzelnes Element gilt, auch für das Selbstmarketing als Ganzes gilt; was also für die Selbstdarstellung wahr ist, ist auch für das Selbstmarketing wahr. Daher möchte ich mich hier nicht auf die strikte Praxis von Selbstmarketing beschränken (d.h. auch nicht auf eine bestimmte Zielgruppe), sondern auch u.a. Selbstdarstellung und Selbstpromotion – soweit es für die Behandlung des Themas sinnvoll bleibt – als eigenständige Phänomene berücksichtigen.

Im nächsten Post möchte ich die Selbstmarketingsmotive ansprechen, d.h.: warum macht man Selbstmarketing? Welche Motive und Bedürfnisse liegen dem Selbstmarketing zugrunde?

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